Thursday, January 17, 2008

Armut-Bekämpfung Deluxe


Eveline Herfkens, ehemals niederländische Entwicklungs-Ministerin, sollte eigentlich bei der UN-Entwicklungsorganisation UNDP in New York zur Armutsbekämpfung auf der ganzen Erde einen Beitrag liefern. Sie leitete ein Projekt mit dem Namen „Make poverty history“, „Hilf der Armut aus der Welt“, die sogenannte „Millenium Campaign“. Wie nun die Zeitschrift „Vrij Nederland“ aufdeckte, hat sie vor allem – und das sehr erfolgreich – an der Verbesserung der eigenen Vermögens-Situation gearbeitet. Sie ließ sich aus dem eigenen Land für die Periode von Oktober 2002 bis Januar 2006 einen fast schon obzön klingenden Mietzuschuss von sage und schreibe 280.000 Dollar auszahlen. Zum Vergleich: damit kann man in Amsterdam schon eine nette Wohnung kaufen.

Damit leistet sie sich in Manhattan ein Apartment im Hammarskjold Tower zum monatlichen Preis von schlappen 7000 Dollar. Sie hat übrigens ein Jahres-Gehalt von 225.750 Dollar. Die Zulage von der eigenen Regierung ist im Widerspruch zu den Verhaltensmaßregeln der UNDP. Diese besagen, dass ihre Mitarbeiter keine Geschenke von Dritten annehmen dürfen, auch nicht vom niederländischen Steuerzahler. Die Regierung in Den Haag wollte die Ex-Ministerin ihren Diplomaten gleichstellen, aber das ist eben laut UNDP-Regeln nicht erlaubt. UNDP-Sprecher David Morrison in NRC Handelsblad: „Ich wusste nicht, das solche Sachen passieren.“ Jetzt untersuchen das Haager Außenministerium und die UNDP die Angelegenheit.

In „Vrij Nederland“ wird Frau Herfkens auch noch zitiert, die 7000-Dollar-Wohnung in Manhattan sei eigentlich „angesichts ihres Ranges“ nicht gut genug gewesen. Ausserdem hat sie sich mit der Personalabteilung einen Disput darüber geliefert, ob sie im Gegensatz zu anderen Funktionären bei Flügen von weniger als 9 Stunden nicht auch die Business Class nehmen könne. Die Holzklasse schien der Armutsbekämpferin nicht gut genug. Im Jahr 2006 zog sie nach Maryland, nahe Washington DC. Sie wollte obendrein ihre Arbeit nur noch in Teilzeit (75 Prozent) verrichten.

Einen Beitrag, so Vrij Nederland, hatte sie dennoch zur Armutsbekämpfung frei machen können. In der Haager Regierung überzeugte sie Parteigenosse Bert Koenders (also auch PvdA), einen Betrag von 5 Millionen Euro für die UNDP zu überweisen. In der Projektkommission, die jeden Betrag über 5 Millionen Euro genehmigen muss, wurde darüber heftig diskutiert. Vrij Nederland: „Warum, fragten sich manche Abteilungs-Direktoren, soll die Niederlande die UN-Milleniums-Kampagne, um dann es Herfkens möglich zu machen, andere Europäische Länder unter Druck zu setzen, mehr von den Steuereinnahmen für die Armutsbekämpfung auszugeben?“

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